Religio-Seminar des Cartellverbandes


08.11 – 10.11.2019

»Wenn Gott in einer Gesellschaft nicht mehr Gott ist, dann fühlt sich jeder einzelne Mensch als Gott.« – Joachim Kardinal Meisner

In diesen bewegten Zeiten lässt die Zukunft unserer Kirche auch den CV nicht unbewegt. Als gläubige und engagierte Katholiken unserem Prinzip »Religio« getreu, wollen wir uns an den aktuellsten Diskussionen in der Kirche beteiligen und die angestrebte geistliche und strukturelle Erneuerung mitgestalten.

Darum hat sich der CV entschlossen, kurz nach dem Beginn des Studienjahres, ein dreitägiges Religioseminar im Rahmen eines geselligen Wochenendes auf dem Aenanenhaus zu organisieren.

Das Seminar wurde durch den Vortrag des H.H. Cbr. Christian Stadtmüller mit der Schwerpunktfrage »quo vadis Ecclesia?« – »Kirche, wohin gehst du?« eingeleitet. Er lieferte uns einen breiten Einblick in die aktuelle Realität der Kirche aus der Sicht eines Theologen und Seelsorgers und gewährte uns großzügig Raum für Fragen und Bemerkungen, wobei die Vorgänge im Zuge der Synode in Amazonien – wie z.B. Einzug der Götzen und heidnischen Symbole in die Liturgie und Kirche, der geplante »Amazonas-Ritus«, bevorstehende Reformen der Disziplin, »Viri probati« u.Ä. – besonders in den Vordergrund gerückt wurden.

Ähnliche Themen standen auch für die danach gebildete thematische Arbeitsgruppen zur Diskussion: Liturgie, Ökumene und Priestertum. Der drei Arbeitsgruppen stand eine Menge bereitgestellter Literatur zur Verfügung, wobei das Ziel nicht eine Analyse der Texte, sondern eine interaktive Meinungsbildung war über Bereiche, wie das Zölibat, Frauenpriestertum, die Alte Messe und die katholische Beziehung zu protestantischen Gemeinden. Die Diskussion lief auf einigen Leitgedanken und Fragen basierend ab, wie z.B.:

»Das Verlorene erhalten? Der Opfercharakter des „außerordentlichen“ Ritus‘. Die Neue Messe und der Protestantismus – Ausdruck eines modernistischen Glaubens? Gemeindefeier statt Heiliger Messe? Ein Blick auf den Gottesdienst von morgen. Die Spaltung der Kirche und der Heilsplan Gottes. Eine heilige katholische Kirche – Der katholische Wahrheitsanspruch. Angleichung oder Abgrenzung? Wie sieht die Ökumene der Zukunft aus? Das Zweite Vatikanische Konzil und das Priesteramt – Ein entmachtendes Verhältnis? Der Priester und das Zölibat – Verpflichtende Einsamkeit? Hochwürdige Frau – Die Kirche und das Frauenpriestertum.«

Nachdem jede der drei Gruppen die Früchte ihrer Arbeit in Plenum präsentiert und für Fragen und Kritik Möglichkeit gegeben hat, durften sich alle einer hochinteressanten Podiumsdiskussion über prominente Themen erfreuen, zu der auch auswärtige Gäste erwartet und eingeladen wurden.

Unter der Moderation vom Cbr. Andreas Riester durften wir an einem sehr lebendigen und kontroversen Dialog zwischen Propst Gerald Goesche, Pfarrer Rainer Maria Schießler, dem ehemaligen Bundestagsabgeordneten Norbert Geis, sowie Cbr. Olaf Tyllack partizipieren. Am Podium trafen zwei verschiedene Hauptelemente der Kirche und Gesellschaft schroff und feurig aufeinander, nämlich das katholisch Konservative und das neuzeitlich Liberale.

Das entfachte geistliche Feuer konnte aber, zum Glück noch rechtzeitig mit kaltem Bier bei der anschießenden Kneipe gelöscht werden, sodass keine größeren Schäden entstanden!

Am folgenden Tag kam auch die Sonntagspflicht keineswegs zu kurz, denn unser Seminar endete offiziell mit der Hl. Messe in der Kirche St. Kajetan um 10.30 Uhr und mit einem darauffolgenden gemeinsamen Mittagessen, das dieses interessante Wochenende in angemessener Form abgerundet hat.

EÆ – 21. November 2019